Intentionen

Anstelle eines Vorwortes - Von Jana-Cordelia Petzold

Ernest Jouhy war ein Kämpfer gegen den Faschismus und gegen faschistoide Strukturen im Denken und Handeln - mithin gegen jedwede Form von Diskriminierung und Ausgrenzung, die er mit brillanter analytischer Schärfe entlarvte, und gegen ihre Systeme, die er mit seinen Schriften zu demaskieren suchte, und von denen er nachwies, dass sie zu jeder Zeit wieder entstehen, und Menschen zu missbrauchen verstehen könnten.

Mit seinen Schriften, in denen die Dialektik sowohl inhaltlich als auch als methodisches Argumentationsmittel der Untersuchung und Reflexion dient, hat Ernest Jouhy Wegweiser gesetzt - keine vorgegebenen Lösungen, sondern Wege, die er den Menschen mitgab, sich selbst und das eigene Handeln im Anderen zu sehen und zu verstehen. 

Dieses Wechselspiel, und seine stets im historischen Kausalzusammenhang - der sich grundsätzlich ganzheitlich und global orientiert - geführten Betrachtungen machen ihn zusammen mit den stets dualistisch gefassten Konstellationen und Bezügen so wertvoll und so wichtig - nicht für bestimmte Berufsgruppen, die per se mit Menschen in einen bildungspolitischen, erziehungswissenschaftlichen oder sozio-ökonomischen Zusammenhang treten, sondern für jeden theoretisch geleiteten Menschen, der sich mit Wissenschaft befasst, und für jeden Handelnden, der in die Zusammenarbeit mit Menschen involviert ist.

Mit seinen Schlüsselaufsätzen "Ethnozentrismus und Weltgesellschaft" und "Herrschaft und Bildung", abeer auch vielen anderen Essays ist er bis heute wissenschaftstheoretisch unerreicht - ja, er stellt eine Ausnahmeerscheinung in der Analyse der Strukturen und Prozesse, die die Gesellschaft, ja die gesamte Lebenswelt der Menschen und ihre jeweiligen Interdependenzen bestimmen, dar. 

Die Komplexität seiner Argumentation, die vielen als schwer zugänglich erscheint, offenbart umso mehr die Notwendigkeit mit ihrer Beschäftigung, und sie gibt einmal mehr Einblick in ein Beispiel menschlicher Existenz, die den Menschen in all seinen Facetten als Subjekt ebenso wie als Objekt wissenschaftlicher Betrachtung fasst und diesen zum wichtigsten Gegenstand seiner Forschung erhebt.

Jouhys Werk regt zum Verständnis an, nicht jedoch zum Verzeihen. 

Jouhy ist niemals sentimental, sondern stets logisch, nachvollziehbar, im wahrsten Sinn des Wortes zugänglich. Diesen Zugang zum Menschen möchten wir erhalten und bewahren.

(Jana-Cordelia Petzold war 2010-2013 Lehrbeauftragte in der Internationalen Graduiertenschule für Welterbestudien unter der Leitung von Frau Prof. Dr. phil. habil. Marie-Theres Albert, Inhaberin des Lehrstuhls Interkulturalität, Linguistik und Fachdidaktik Fremdsprachen / UNESCO-Chair in Heritage Studies an der Brandenburgischen Technischen Universität (BTU) Cottbus und ist gegenwärtig Gastprofessorin an der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) Berlin, der früheren Fachhochschule für öffentliche Verwaltung und Rechtspflege (FHVR) Berlin.)